Wort in der Krise | 28. Mai 2020

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Das Geschrei

von Pfarrer Christian Albrecht

Es ist so typisch menschlich: die römische Besatzungsmacht will Klarheit darüber, was die Juden ihrem Mitjuden Paulus vorwerfen. Sie schützt Paulus – denn er ist auch Römer, ein Exsoldat – vor dem Mob. Doch ein Satz von Paulus genügt, um jede Klarheit ins Absurde zu führen. Statt klarer Anklagepunkte führt der theologische Standpunkt des Paulus, der sich zur Schule der Pharisäer zählt, zum großen Streit der versammelten Theologen. Die Sadduzäer leugnen die Auferstehung der Toten. Die Pharisäer glauben sie. Am Ende heißt es, dass sich ein lautes Geschrei erhob (vgl. Apg 22, 30; 23, 6-11).

Wenn es um die Frage des Glaubens geht, ist die Einheit in der Welt gar nicht so leicht zu finden. „Was ist Wahrheit?“ lässt der Verfasser des Johannesevangeliums Pilatus Jesus bei dessen Verhör fragen. Was ist die Schuld des Jesus von Nazareth? Ihm ging es ähnlich wie Paulus. Aber er wollte nicht von sich ablenken, nutzte keine strategische Argumentation, wie Paulus, um die Front der Feinde zu entzweien. Im Tagesevangelium (Joh 17, 20-26) finden wir stattdessen sein eindringliches Gebet um Einheit. Einheit, die jenseits der Argumentation ihren Ursprung hat. Einheit im Geist der Liebe.

Jesu Antwort auf das Geschrei der Welt ist so lange zu lieben, bis sie wieder eins ist. Bis sie mit einer Stimme ruft: Lass uns dort sein, wo Du bist, Jesus!

In den Kommentaren können Sie gerne Ihre Gebetsanliegen (Fürbitten) oder Ihre Gedanken mit uns teilen. In Ihren Anliegen wird in den Eucharistiefeier am jeweiligen Tag oder im Folgegottedienst gebetet.

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