Sonntagswort | 5. Sonntag der Osterzeit B | 02.05.2021

von | Sonntagswort | 0 Kommentare

Video-Livestream [aktuell keine Präsenzgottesdienste]

Die Übertragung der Sonntagsmesse beginnt am 02.05.2021 um 8.45 Uhr (Messbeginn um 9.00 Uhr). Musikalisch wird die Feier von Stefanie und Peter Flaig gestaltet. Zelebrant ist Pfarrer Christian Albrecht.

HINWEIS ZU DEN GESÄNGEN: Mitsingen aus dem Gotteslob ist aufgrund des besonderen Liedprogramms nicht möglich.

Begegnung mit Jesus

von Karl Rahner

Jesus, alle Dogmatik über dich ist gut, und ich sage vor ihr gern immer wieder: Ich glaube; »Herr, hilf meinem Unglauben.« Aber alle Dogmatik über dich ist nur gut, weil sie mir das mir eigene, innere Bild von dir, nein dich selbst verdeutlichen soll, wie du dich selbst mir in deinem Geist ins Herz sagst und wie du mir schweigend begegnest im Geschick meines Lebens als der Erfahrung dieser deiner inwendigen Gnade.

Im Nächsten, an den ich mich ohne Rückversicherung wagen muss,

in der Treue zum Gewissen, die sich nicht mehr lohnt;

in aller Liebe und Freude, die doch nur Verheißung ist und fragt, ob ich den Mut habe, an die ewige Liebe und Freude zu glauben;

in dem langsamen Ansteigen der dunklen Wasser des Todes in der Grube meines Herzens,

in der Finsternis des Todes, der ein Leben lang gestorben wird,

in der Alltäglichkeit der schweren Dienste täglicher Bewährung:

überall begegnest du mir, allem bist du inwendig, ungenannt oder mit Namen angerufen.

Denn in allem suche ich Gott, um der tötenden Nichtigkeit zu entfliehen, und in allem kann ich den Menschen nicht lassen, der ich bin und den ich liebe. Darum bekennt alles dich, den Gott-Menschen. Alles ruft nach dir, in dem als Menschen man Gott schon hat, ohne nochmals den Menschen lassen zu müssen, und in dem als Gott man den Menschen finden kann, ohne fürchten zu müssen, dem bloß Absurden zu begegnen.

Ich rufe dich an. Die letzte Kraft meines Herzens greift nach dir. Lass mich dich finden, dir begegnen in meinem ganzen Leben, damit langsam mir auch verständlich wird, was die Kirche mir von dir sagt.

Es gibt nur zwei letzte Worte: Gott und Mensch, ein einziges Geheimnis, in das ich mich völlig hoffen und liebend, ergebe. Dieses Mysterium ist ja in seiner Zwiefalt wahrhaft eines es ist eins in dir Jesus Christus.

Zu dir sage ich, meine Hand in deine Wunde legend, mit dem zweifelnd fragenden Thomas: »Mein Herr und mein Gott.« Amen.


© RAHNER, KARL, Gebete des Lebens, Freiburg i. Breisgau 20042, S. 93-94

In den Kommentaren können Sie gerne Ihre Gebetsanliegen (Fürbitten) oder Ihre Gedanken mit uns teilen. In Ihren Anliegen wird in den Eucharistiefeier am jeweiligen Tag oder im Folgegottedienst gebetet.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert